August-Bebel-Platz
Der August-Bebel-Platz in Bochum-Wattenscheid wird durch städtebauliche, freiraumplanerische und verkehrsplanerische Interventionen zu einem attraktiven, innerstädtischen Platzraum.
Als Konterfei zum Alten Markt bildet der August-Bebel-Platz einen Anfangspunkt der Innenstadt von aus. Die Fußgängerzone in ihrer Dimensionierung, mit ihren vielfältigen Angeboten und mit ihrer stadträumlichen Lage birgt vielerlei Potentiale als die Mitte von Bochum-Wattenscheid wahrgenommen zu werden – und dies zu bleiben.
Die Platzfläche wird, ausgehend von seiner vordergründigen Erscheinung als Transitzone, zu einem urbanen Salon mit großer Verweilqualität für ein vielfältiges Stadtpublikum weiterentwickelt.
Städtebau
Durch eine Neubebauung im Norden wird der Platz neu proportioniert und erhält eine klare nördliche Platzkante. Ziel der Neubebauung ist die Erzeugung einer positiven Wirkung auf den August-Bebel-Platz und die angrenzenden Stadträume, indem Aufenthaltsqualität durch Belebung und Adressierung sowie die Schaffung von Nutzungsangeboten entsteht. Dies wird durch einen hohen Grad von öffentlichen Nutzungen im Erdgeschoss in Form von Innen- und Außengastronomie unmittelbar am Platz und ein Mobilitätshub mit Fahrradparkhaus und Fahrradwerkstatt, das durch seine offene Architektursprache Blickbeziehungen bis in den begrünten Innenhof bietet umgesetzt.
Freiraum
Freiraumplanerisch lässt sich aus der Lage im Spannungsfeld zwischen Innenstadt und Wohngebieten ein besonderer Charakter des neuen August-Bebel-Platzes ableiten – belebt und geschäftig auf der einen Seite und alltäglich und persönlich auf der anderen Seite.
Neben der städtebaulichen Setzung, die einen klar lesbaren Raum schafft, wird mit einer Platzintarsie der Platzraum definiert. Die Platzintarsie greift den städtebaulichen Gedanken einer greifbaren, zusammenhängenden und einheitlichen Platzfläche auf.
Die Ausformulierung des Platzes folgt den Einflüssen der Umgebung. Diese bildet sich in der Gestaltung der Platzkanten ab. Die nord-östliche Platzkante, den umliegenden Wohngebieten zugeordnet, wird vegetationsreich, grün und gesellig gestaltet. Lange Sitzkanten mit Sitzelementen aus Holz, Baumpflanzungen und Grünelementen schaffen einen besonderen Charakter.
Die süd-westlichen Platzkanten werden durch die Innenstadt definiert. Der bestehenden Gastronomie wird hier Raum gegeben, um den Platz zu beleben. Lockere Baumpflanzungen beschatten lange, beidseitig besitzbare, kommunikative Sitzbänke. Die Platzkanten sind hier im Wesentlichen durchlässig gestaltet, um den Dialog der Innenstadt und der bestehenden Gastronomie mit dem August-Bebel-Platz zu forcieren. Ein ebenerdiges Wasserspiel fungiert als polarisierendes Element im Übergang von Innenstadt zu August-Bebel-Platz.
Die Platzmitte bedient den wichtigen Aspekt der verkehrlichen Anbindung. Bus- und Bahnsteig werden hier kombiniert zu einem transparenten Element in den Platz integriert und durch die Platzintarsie gefasst. Zwei leicht konstruierte und bepflanzte Gründächer schweben über dem Bahnsteig und ermöglichen so die Sicht von Platzkante zu Platzkante.
Ökologie und Nachhaltigkeit
Neben einer möglichen Reduktion der versiegelten Fläche durch teils wasserdurchlässige Materialien wird ein ökologisches Konzept zur Biodiversität in Pflanzungen, Wasserspeicherung und zur Verbesserung des gefühlten Micro-Klimas vorgeschlagen.
Die Neupflanzungen im Plangebiet folgen dem Gedanken des Zukunftsbaumes. Im Bereich der Unterpflanzungen werden standortgerechte, pflegeleichte Vegetationsbilder vorgeschlagen, um dem hohen Anspruch klimatischer Varianzen gerecht zu werden.
Ein über den Planungsraum greifend gedachtes Konzept zur Retention sieht vor, dass anfallendes Regenwasser in Bereichen wie beispielsweise unter den Bahnsteigen und den bepflanzten Platzkanten gesammelt und zurückgehalten wird.
Neben Unterpflanzungen, schattenspendenden Bäumen und teilversiegelten Flächen trägt das ebenerdige Wasserspiel mit Nebeldüsen und Fontänen zur Verbesserung des Micro-Klimas und damit maßgeblich des gefühlten Klimas bei.
Der Einsatz und die Auswahl von Materialität, Ausstattung und Vegetation folgen dem Gedanken einer nachhaltigen und klima-angepassten Platzgestaltung. Qualität und Fachlichkeit, also belastbare Materialien sowie standort- und klimagerechte Vegetationsverwendung, führen zu einer nachhaltigen Platzgestaltung. Pflege- und Folgekosten werden so geringgehalten.
Verkehr
Der August-Bebel-Platz mit der Friedrich-Ebert-Straße ist heute stark vom motorisierten Verkehr geprägt. Von der quer verlaufenden Verkehrsachse geht eine enorme Barrierewirkung aus, die die nördlichen Wohngebiete und die Fußverkehrszone voneinander trennt. Um auf dem Platz die Nah- sowie Multimodalität zu stärken, wird der Platz für den Kfz-Verkehr gesperrt. Für die Straßenbahn und den Busverkehr soll der Platz weiterhin freigegeben sein. Die Lage der Straßenbahnhaltestelle und deren Linienführung bleibt unverändert.
Durch eine Ausweisung des August-Bebel-Platzes als Fußgängerzone mit Anlieger, Rad, Straßenbahn und Bus wird die Geschwindigkeit auf dem gesamten Platz herabgestuft. So wird die Verkehrssicherheit gestärkt. Trotzdem müssen die Verkehrsteilnehmer gegenseitig Rücksicht nehmen. Insbesondere für Gehende ergibt sich die Möglichkeit, den Platz von Norden nach Süden unkompliziert und sicher zu queren.
Auf Grund des neuen Mobilitäthubs im nordöstlichen Bereich des August-Bebel-Platzes mit überdachten und gesicherten Fahrradabstellanlagen, möglichen Carsharing-Angeboten, Lastenradverleih, Taxistellplätzen oder einer Paketstation können weitere Mobilitätsangebote an dem Standort gebündelt werden.
